Kinderwunsch - Bereit für Überraschungen?

Bei Paaren, die eine Familie gründen möchten, gehört der Wunsch nach einem Kind zu den natürlichen und notwendigen Wünschen. Vielen ist bewusst, dass es sich um einen besonderen Wunsch handelt: Kinder lassen sich nicht mit einem Klick im Internet bestellen.
Auch perfekte Planung garantiert keine Wunscherfüllung, schon gar nicht bestimmte Eigenschaften des Nachwuchses. Eine Schwangerschaft ist immer ein Geschenk, das – gleichsam noch eingepackt – große Überraschungen bergen kann.
So war es auch bei Chantal und Dominik, die nie damit gerechnet hatten, gleich vier Kinder auf einmal zu bekommen. Im April 2025, zwei Monate zu früh, erblickten die Vierlinge am Uniklinikum Erlangen das Licht der Welt. Keines der Kinder wog mehr als 1.300 Gramm – und trotzdem konnten sie Anfang Juni alle fit und gesund nach Hause entlassen werden. Gott (und seinen Helfern) sei Dank!
In 30 Berufsjahren an Frauen- und Kinderkliniken habe ich mehrere Vierlinge erlebt. Jedes Mal handelte es sich um Wunschkinder, und jedes Mal tauchte während der Schwangerschaft die Frage nach einer sogenannten Reduktion der Mehrlinge auf. Der Grund dafür ist, dass mit der Kinderzahl die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt steigt, die dauerhafte Gesundheitsschäden nach sich ziehen kann.
Dabei gibt es kaum etwas Absurderes als den Gedanken, in einer herbeigesehnten Schwangerschaft eines oder mehrere der ungeborenen Kinder zu töten, um für die übrigen vielleicht Probleme zu vermeiden. Hinzu kommt das Risiko, bei einer durch den Eingriff ausgelösten Fehlgeburt letztlich alle Kinder zu verlieren.
Chantal war unsicher, suchte Rat. Sie und ihr Mann fragten sich, wie wohl die eigenen Eltern in einer solchen Situation entschieden hätten. Intensive Beratungsgespräche in der 12. Schwangerschaftswoche machten der jungen Frau Mut, alle vier Kinder zur Welt zu bringen.
Natürlich musste die Schwangerschaft sorgfältig überwacht werden. Wie gut, dass die Frauenklinik unseres Uniklinikums darauf spezialisiert ist, derartige Risikoschwangerschaften zu betreuen – so lange wie möglich, ohne dass die Schwangere oder ihre ungeborenen Kinder Schaden nehmen.
Das eingespielte Team der Geburtshilfe und der Neonatologie sorgte für eine komplikationslose Geburt, an die sich acht Wochen in der Kinderklinik anschlossen, wo die vier mit Hingabe gepflegt und versorgt wurden.
Auch wenn Chantal und Dominik anfangs überrascht waren: Sie haben Mut bewiesen und die Herausforderungen einer Vierlingsschwangerschaft angenommen.
Die zwei Mädchen und zwei Jungen, die nun jede Menge Trubel in ihre Wohnung bringen, werden wahrscheinlich die größte Aufgabe sein, die das Leben für sie bereithält. Inzwischen gelingt es ihnen, sich gemeinsam darüber zu freuen.
Prof. Dr. med. Holm Schneider,
Erlangen
(Prof. Dr. med. Schneider wird zu diesem Thema beim Marsch für das Leben am 20.09. in Berlin sprechen.)