✅ Teil der Menschheitsfamilie – vor wie nach der Geburt

Der Begriff Menschheitsfamilie möchte die Teilung der Menschen überwinden und ist philosophisch im gleichen Sein, das alle Menschen miteinander verbindet, begründet. Dies kommt besonders gut in der deutschen Sprache zum Ausdruck, da in ihr die Verwendung von Komposita (lat. das Zusammengesetzte) stark verbreitet ist.[1] Menschheitsfamilie ist also sprachlich betrachtet, ein Determinativkompositum, das heißt, das Grundwort Familie wird durch das erste Wort Menschheit näher bestimmt.
Der Begriff Menschheit innerhalb des Begriffs Menschheitsfamilie universalisiert also den Familiengedanken und wendet ihn auf alle an, die eine menschliche Natur (Sosein) besitzen. In einer Familie gehört es sich nicht, sich von den anderen Familienmitgliedern abzutrennen, sie zu übervorteilen oder die eigenen Interessen über die der Restfamilie zu stellen. Somit kann der in der menschlichen Lebenswirklichkeit umgesetzte Begriff der Menschheitsfamilie Gräben überwinden, Konflikte lösen und Frieden stiften. Er kann sogar dabei helfen, die Kultur des Todes zu überwinden. Eine Kultur des Todes, die insbesondere durch die Abtreibungslobby propagiert wird.
Mit jeder Abtreibung, die die Kultur des Todes rechtfertigt, ermöglicht und umsetzt, wird mindestens ein unschuldiger vorgeburtlicher Mensch getötet. Da der Mensch von Natur aus ein ethisches Wesen mit Einfühlungsvermögen und einem Sinn für Recht und Unrecht ist, scheut er zunächst davor zurück, andere Menschen zu töten. Diese natürliche Hemmschwelle versucht die Kultur des Todes durch emotionalisierte Propaganda und Lügen auszuschalten. Die Konflikt- und Friedensforschung hat diese Mechanismen erforscht und aufgedeckt: „Teilen, Abwerten, Töten” (Johan Galtung[2]) sowie verschiedene Formen von Gewalt (z. B. physische, psychische, strukturelle und kulturelle) herausgearbeitet.
Die Kultur des Todes basiert auf Lüge, durch die z.B. vorgeburtliche Kinder von der Menschheitsfamilie abgetrennt werden. Dies geschieht, indem sie als Zellklumpen etc. abgewertet (entmenschlicht) werden, um sie schließlich guten Gewissens töten zu können.
Gewalt überwindet jedoch keine Gräben, schafft keinen Frieden und löst keine Konflikte – auch nicht den Schwangerschaftskonflikt. Vielmehr geht es darum, einen positiven Frieden (Galtung) zu schaffen.[3] Dafür setzt sich die Lebensrechtsbewegung weltweit ein. Wie ein Schwangerschaftskonflikt überwunden werden kann, soll in folgenden Beiträgen anhand von Johan Galtungs Transcend-Methode und der erfolgreichen Arbeit der Lebensrechtsbewegung aufgezeigt werden.
Dr. Raphael Bexten
Dies gilt z.B. auch für Sanskrit (unterschiedliche Formen des Altindischen). Durch die häufige Verwendung von Komposita erlangt die deutsche Sprache eine einzigartige Ausdruckskraft und Grammatik, die sie besonders für die Philosophie attraktiv macht. ↩︎
Galtung, Johan. „Cultural violence.“ Journal of peace research 27.3 (1990): 291-305. ↩︎
Galtung definiert einen negativen Frieden als das Fehlen von unmittelbarer Gewalt. Für einen positiven Frieden bedarf es gemäß Galtung auch das Fehlen anderer vielfältiger Formen von Gewalt (kultureller, struktureller…). Vgl. Galtung, ebd. ↩︎